Montag, 22. September 2014

Nachts um Zwölf

Ein lautloser Schatten glitt durch die Nacht. Es war nicht festzustellen, um was - oder wen? - es sich handelte. War es ein Menschen, ein Tier, ein Geist? Simon hoffte, dass es nicht Letzteres war. Er fröstelte und zog den Kragen zu, duckte sich in seinen Mantel und beschleunigte seine Schritte. Zu allem Unheimlichen gesellte sich noch ein kalter Wind und es fing an zu regnen. Der Mond war schon lange hinter dichten Wolken verwunden. Die Kirchturmuhr fing an, Zwölf zu schlagen. 

Neben Simon raschelte es im Gebüsch. Er lief schneller, stolperte über eine Baumwurzel und ein Ast streifte seinen Nacken. Warum war er nur nicht mit seiner Schwester am frühen Abend nach Hause gefahren? Es war gerade so lustig gewesen mit seinen Freunden, bei einem Glas Bier, das offene Feuer hatte lustig im Kamin geprasselt und Wärme verstrahlt. man hatte über das letzte verlorene Fußballspiel seines Vereins diskutiert und so war er noch geblieben. Das bezahlte er jetzt mit einem Fußmarsch durch unwegsames Gelände - eine enorme Abkürzung zum normalen Straßenverlauf - vorbei am Dorfweiher und dann entlang der Friedhofsmauer. Und das ausgerechnet auch noch um Mitternacht! 

 Äste knackten ein paar Schritte entfernt, ein Käuzchen schrie und als er gerade am Gottesacker vorbei lief, knarrte plötzlich eine Tür. Simon erschrak fürchterlich, als ein kalter Luftzug aus dem Reich der Toten ihn streifte. Er erstarrte und vergaß weiter zu gehen. Eine schwarze Gestalt, rießengroß, näherte sich ihm langsam. Simon war gerade kurz davor in Ohnmacht zu fallen, da sauste eine Hand auf seine Schulter nieder und eine unheimliche dunkle Stimme sagte: "Na, Simon, so spät nach Hause?". Simon stieß die angehaltene Luft aus den Lungen. Es war der Dorfpfarrer, der ihn nun das letzte Stück des Weges begleitete. Er hatte es seiner Schwester ja gesagt, es ist kein Problem, Nachts zu Fuß nach Hause zu gehen!

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