Der kleine Löwe gab klägliche Töne von sich, er war allein. Seine Mutter war mit den anderen Löwinnen zur Jagd aufgebrochen, aber als einzige nicht zurückgekehrt.
Was sollte nun aus ihm werden? Er war noch auf Muttermilch angewiesen. Heute hatte er noch nichts zu fressen gehabt. Sein Vater würde ihn verstoßen, wenn er eine andere Favoritin wählen würde. Keiner würde sich um ihn kümmern, alle würden ihn herumstoßen, er würde verhungern und verdursten, wenn nicht ein Wunder geschah.
Da näherte sich ihm eine ältere Löwin vorsichtig und erkundete mit vorgeschobener Nase seinen Geruch. Dann stubste sie ihn an, ganz zärtlich. Der kleine Löwe war erst sehr vorsichtig und zögerlich, doch dann fing auch er an, den Geruch der fremden Löwin aufzunehmen.
Die Löwin ließ sich auf ihre rechte Seite fallen und bot dem kleinen Löwen ihre Zitzen, die angesschwollen waren, so als seien sie voll Milch. Der kleine Löwe hatte so starkem Hunger, so dass er nicht widerstehen konnte. Er lief ganz schnell hin und fing an zu saugen. Das schmeckte herrlich!
Er hörte erst auf, als er satt war. Dankbar fing er an, die Löwin am Kopf zu lecken. Diese genoss es und leckte wiederum den Bauch des kleinen Löwen, damit die Verdauung in Schwung kam. Sie hatte ihre Jungen verloren und nahm sich nun des Löwenbabys an dessen Mutter statt an. Und beide waren sehr zufrieden und glücklich.
© Petra Schuster
Nürnberg, 14.06.2010
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